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Inhalt

Ole hatte sein Labor schon lange nicht mehr benutzt. Überall standen angestaubte Behälter, Schaltkreise und Stapel voller loser Papiere. Seine Versuche, eine Möglichkeit zu finden, mit der man die Zeit manipulieren konnte, waren allesamt gescheitert.

„Wenn ich das Geheimnis nicht finde, vielleicht findet es dann jemand anders”, dachte er, während er durch das staubige Labor zu seinem Computer ging.

Ole war ein Professor für Zeitforschung und befasste sich in letzter Zeit vor allem mit Statistiken über Bevölkerungszahlen, Mode und allem was man sonst noch über Menschengruppen herausfinden konnte. Seine Ergebnisse und Statistiken schickte er an verschiedene Zeitschriften, wodurch er sich sein Geld verdiente. Er war für einen Professor sehr jung, nämlich erst 25. Sein eigentliches Ziel war es gewesen, herauszufinden, wie man die Vergangenheit verändern könnte. Dabei ging es ihm weniger um das Zeitreisen, als um das Programmgesteuerte verändern der Vergangenheit, z. B. durch programmierte Naturkatastrophen. Er hatte alles Erdenkliche versucht, um dafür eine Maschine zu bauen, es hatte jedoch nie geklappt.

Deshalb hatte er seine Forschungen aufgegeben und sich mit Statistiken beschäftigt. Doch dann war ihm die Idee gekommen, er könnte die Forschung an andere Leute übertragen, natürlich so, dass diese es nicht merkten.

Aus diesem Grunde, setzte er sich an den Computer, um eine Webseite zu erstellen, auf der für die Lösung von kleinen Teilproblemen hohe Preise ausgeschrieben waren.

Durch seine Statistikenarbeit, hatte er genug Geld, um diese Preise tatsächlich bezahlen zu können, sollte ihm jemand eines der Teilprobleme lösen. Er gab absichtlich nur Teilprobleme auf der Webseite an, damit niemand herausfinden konnte, dass er plante, mit diesen Erkenntnissen die Vergangenheit zu verändern.

Schließlich war die Seite fertig und Ole verließ sein Labor. „Hoffentlich findet jemand eine Lösung”, dachte er beim Verlassen des Labors.


Anna lebte mit ihren Eltern in einem kleinen Haus am Rande einer nicht sehr verkehrsreichen Straße in einer unbedeutenden Stadt. Das einzige, wofür die Stadt bekannt war, waren die Großen Mengen von Antiusium, die nur dort abgebaut wurden. Anna war 18 Jahre alt und interessierte sich für diverse technische Konstruktionen, was sie von allen Mädchen, die sie kannte, unterschied. Sie hatte sich aber noch nie besonders für das anscheinend ziemlich nutzlose Antiusium, welches man in einem großen Höhlensystem unter der Stadt finden konnte, interessiert.

Doch nun hatte der Lehrer ihrer Klasse aufgegeben, herauszufinden, wozu das Antiusium gut war. Dazu sollten sie auch in die Höhle gehen und Informationen über das Material sammeln, sowie ein bisschen Antiusium mitbringen. Anna nahm also ihren Rucksack und ging in die Höhle, in der man es gratis finden und mitnehmen konnte, so wenig war es offenbar wert. Die meisten, die Anna kannte, sagten, dass die Höhle so ziemlich der langweiligste Ort auf der Erde sei.

Anna besorgte sich am Touristeninfocenter vor dem Eingang zur Höhle ein kleines Informationsheftchen über das Antiusium. Sie suchte lange im vorderen Teil der Höhle nach etwas Antiusium, doch dort lagen nur noch krümelgroße Stücke, weshalb sie tiefer in das Höhlensystem hineinging. Bald war sie in einem Teil angekommen, in dem niemand außer ihr zu sein schien. Sie suchte eine Weile und fand schließlich auch einen kleinen Brocken des Materials, den sie in ihren Rucksack einpackte.

Auf dem Rückweg wurde vor ihr plötzlich der Gang dunkel, sie war vom vorgesehenen, ungefährlichen Weg abgekommen. Die Steine um sie herum, sahen aber genau aus wie jene, an denen sie auf dem Hinweg vorbeigekommen war. Sie fragte sich, ob nicht vielleicht einfach nur das Licht kaputt gegangen war, während sie nach dem Antiusium gesucht hatte. Sie wusste es nicht. Zu allem Pech gingen nun auch noch die Lampen hinter ihr aus, wodurch sie vollkommen im Dunklen stand. Zum Glück, hatte sie an eine Taschenlampe gedacht, erinnerte sich aber, dass ihre Batterien nicht mehr ganz neu waren. Tatsächlich war der Schein, als sie die Lampe einschaltete, nur noch sehr schwach. Klopfenden Herzens, ging sie weiter in den dunklen Gang vor ihr hinein. Sie kam an eine Gabelung und nahm, ohne zu zögern, den Gang, an dessen Ende sie ein schwaches Schimmern sah.

Als sie sich der Lichtquelle näherte, sah sie, dass es sich offenbar um einen leuchtenden Stein handelte. Der Stein war quaderförmig und für einen massiven Stein relativ leicht. Von der Nähe aus leuchtete der Stein erstaunlich hell, weshalb sie beschloss, in in die Plastiktüte zu stecken, in der sie eigentlich das Antiusium hatte transportieren wollen. Sie packte es nun direkt in ihren Rucksack und nutzte die Tüte mit dem Stein als Lampe.

Das schimmernde, violette Licht des Steines, warf, obwohl sich nichts bewegte, unheimliche, sich bewegende Schatten an die Wände. Es sah aus, wie das Licht einer Kerze in einem violetten Glas. Nach einiger Zeit fand Anna zurück in den beleuchteten Teil des Höhlensystemes und bemerkte dabei nicht, wie in den dunklen Gängen hinter ihr das Licht wieder an ging.

Sie wusste nicht recht, was sie jetzt mit dem Stein tun sollte. Ihn wegwerfen? Dafür war er zu schön. Ihn abgeben? Dafür fand sie ihn eigentlich auch zu schön. Ihn behalten? Das ging eh nicht, denn wie sollte sie einen so großen Stein, der noch dazu leuchtete, aus der Höhle schaffen? Und wie sollte sie ihn vor ihren Eltern geheim halten – sie waren manchmal ein bisschen abergläubig und hätten einen leuchtenden Stein gleich für ein Teufelswerk gehalten?

Sie war ratlos, daher nahm sie sich vor, ihn einfach abzugeben, obwohl sie ihn lieber behalten hätte. Dann hätte sie nichts Verbotenes getan und hätte zusätzlich nicht das Problem, den Stein vor ihren Eltern geheim halten zu müssen.

Sie ging daher zu dem Touristeninfocenter, um ihn abzugeben. „Vielleicht kommen die ganzen Touristen ja nicht, wegen dem nutzlosen Antiusium, sondern wegen solchen Steinen”, fragte sie sich. An den Mann vom Touristeninformationscenter gewandt, fragte sie: „Ich habe auf der Suche nach Antiusium in der Höhle diesen Stein gefunden, was soll ich nun mit ihm machen?” Im Licht sah der Stein nicht anders aus, als jeder andere. „Wegschmeißen oder behalten, denke ich mal”, antwortete der Mann. „Er leuchtet aber im dunkeln, vielleicht sollte man ihn nicht so einfach wegschmeißen”, sagte Anna. „Dann behalte ihn eben”, antwortete der Mann gereizt, „in dieser Höhle gibt es eh nichts von Wert.”

Somit behielt Anna den Stein und war sich aber weiterhin sicher, dass ein solcher Stein etwas Besonders war, weshalb sie ihn auch vorerst nicht ihren Eltern zeigte. Schließlich war es keiner dieser „Billig-Leuchtsteine”, die man erst aufladen musste. Der Stein hatte in einer dunklen Höhle gelegen und dort geleuchtet – ohne dass er vorher aufgeladen worden war.

Am Abend nahm sie einen Hammer und einen Nagel und versuchte vorsichtig, ein kleines Stück von dem rauen Stein abzuschlagen. Das kleine Stück, dass sie abgeschlagen hatte, leuchtete genauso, oder vielleicht ein bisschen schwächer, als der Rest des Steines. Diesen kleinen Teil versteckte sie sorgfältig, um wenigstens ein kleines Stück zu behalten, sollte der größere Teil gestohlen werden, oder sonst auf irgend eine Weise abhanden kommen, obwohl sie das nicht vermutete. Danach versteckte sie auch den größeren Teil des Steines in ihrem Schrank.

Einige Wochen später, hatte sie einen Alptraum, bei dem sie sich nur noch an einen unnatürlichen Schrei erinnerte, der aus einem „Befreie mich!” und der folgenden Adresse bestand:

Burgstraße 32 324918 – Nachthausen

Als sie aufwachte, war es mitten in der Nacht. Sofort schrieb sie den Satz und die Adresse auf einen Zettel, um zu verhindern, dass sie ihn gleich wieder vergaß. Sie gab die Adresse im Internet ein, wobei sie über eine einerseits über eine Online-Karte herausfand, dass die Adresse etwa 30 km entfernt war und andererseits eine Webseite, die offenbar dem Bewohner des Hauses bei der Adresse gehörte. Es gab dort aber keine Bilder des Hauses.

„Warum träume ich ausgerechnet von dieser Adresse?”, fragte sie sich, „Ich habe noch nie von ihr gehört, wie sollte ich auch – sie ist schließlich 30 km entfernt.” Sie suchte im Internet nach einer Erklärung. Es gab nur ein einziges Suchergebnis, welches Anna sehr verwunderte. Das Suchergebnis, eine Nachricht bei Twitter, die vor 30 Sekunden von einem Mann veröffentlicht worden war, enthielt folgenden Text:

Ich hatte eben so’n Traum, da war jemand, der mir eine Addresse sagte und dass er befreit werden wollte. Ich vergaß sie kurz darauf. Zufall oder Telepathie?

Offenbar war es jemandem genauso gegangen wie ihr: Jemand hatte einen Hilferuf im Traum bekommen, sogar zu exakt der gleichen Zeit. Vor allem sein letztes Wort erregte ihre Aufmerksamkeit, Telepathie war tatsächlich die einzige passende Erklärung, die ihr einfiel – obwohl es eigentlich gar keine Telepathie gab.

Mit dem Gedanken an gruselige, grüne Aliens, ging sie wieder ins Bett. Am nächsten Morgen, hatte sie den Zettel und die seltsame Twitter-Nachricht wieder vergessen. Als sie Nachts aber erneut genau den gleichen Traum hatte, merkte sie, dass sie genau das gleiche tat, wie die Nacht davor:

Sie schrieb die Adresse auf den selben Zettel und fand diesmal noch eine andere Nachricht von dem gleichen Mann:

Gruselig. Ich habe schon wieder das gleiche geträumt und die Adresse wieder vergessen. Bin ich jetzt irre, dass ich nochmal genau das gleiche träume?

Als sie das gelesen hatte, erschreckte sie sich so sehr, dass sie auch bemerkte, dass sie die Adresse exakt nachgefahren hatte, was ihr einen weiteren Schrecken einjagte. Erneut schien dieser Mann aus dem Internet, die einzig mögliche Erklärung zu haben, offenbar war sie irre, dass sie zweimal genau das gleiche träumte und unmittelbar darauf auch das gleiche tat. Sie sah auf die Uhr: „0:05”, genau wie am Tag davor.

Sie schrieb dem Mann eine E-Mail, in der sie ihm erzählte, dass sie offenbar das gleiche geträumt hatte. Zusätzlich schrieb sie ihm die Adresse. Kaum eine Minute, nachdem sie die E-Mail geschrieben hatte, kam eine Antwort – sie hatte gerade den Computer ausschalten wollen, doch nun ließ sie ihn an. In der Antwort stand folgendes:

Das war genau die gleiche Adresse, wie bei mir – jetzt erinnere ich mich wieder. Dass noch jemand das gleiche geträumt hat, gibt mir Hoffnung, dass ich nicht irre bin. Komischerweise liegt die Adresse fast 200 km von mir entfernt, weshalb ich noch nie von ihr gehört haben kann… Vielleicht solltest du einfach hingehen und denjenigen befreien. Ich glaube sonst träumen wir wieder das Gleiche – ich vergesse die Adresse als erstes wieder und du schreibst sie dir nochmal auf deinen Zetel…

Der Mann war also offenbar auch ratlos. Sie wollte sich ein bisschen beruhigen und öffnete den Schrank, um den Stein hervorzuholen. Doch der Stein war weg – verschwunden. Es gab keinerlei Spuren. Der Dieb, der den Stein gestohlen hatte, war anscheinend sehr ordentlich gewesen. Sie fragte sich, wer davon gewusst haben könnte, dass sie den Stein gehabt hatte und ob der Diebstahl des Steines mit den Albträumen zu tun hatte. Das kleine Stück, welches sie abgebrochen hatte, leuchtete immernoch und war zum Glück nicht gestohlen worden.

Als am nächsten und an den Tagen darauf, die Träume bei ihr und dem Mann die Träume nicht aufhörten, ließ sie sich von ihrem Großvater Nico ausbilden, wie man in Häuser einbricht. Er frage sie nicht, weshalb sie das lernen wollte. Er war eine Zeit lang Dieb gewesen und fragte sie jedes Mal, wenn sie zu Besuch kam, ob er ihr sein Wissen nicht weitergeben sollte – er sagte immer, wenn sie das Angebot ablehnte: „Es könnte dir aber eines Tages sehr nützlich sein.” Dieses Mal freute er sich nur über ihr Interesse und sagte auch, dass es „langsam Zeit” wurde, dass sie es endlich lernte.

Annas Eltern, hatten ihr jedes Mal gesagt, sie solle nicht auf ihn hören, doch nun hatte sie einen Grund und sie war jetzt sogar froh, dass es jemanden in der Verwandschaft gab, der sie in diesen „dunklen” Künsten unterrichten konnte. Zur Übung musste Anna immer teure Gegenstände aus ihres Großvaters Zimmer stehlen. Er erklärte ihr viele Dinge, die sie gar nicht für ihren Plan benötigte und langsam merkte Anna, dass er gar nicht so unrecht hatte. Bestimmt würden diese Fähigkeiten ihr irgendwann nützlich sein.

Ihr Plan war einfach: Sie wollte in das Haus bei der Adresse einbrechen, von der sie jede Nacht träumte und nachsehen, ob es dort irgendetwas gab, was sie befreien konnte oder sollte.

Seit dem sie sich diesen Plan überlegt hatte, waren die Träume zwar noch da, doch weder wachte sie von ihnen auf, noch waren sie so intensiv, wie die ersten Male. Der Mann aus dem Internet, mit dem sie mittlerweile oft über die seltsamen Träume chattete, berichtete das Gleiche. „Es ist fast, als hätte sich derjenige, der uns ruft, ihn zu befreien, sich irgendwie beruhigt.”, hatte er ihr vor kurzem geschrieben.

Sie hatte ihm nicht von ihrem Plan erzählt und hielt das auch nicht für ratsam, weil – das hatte sie von Nico gelernt – man niemals etwas unverschlüsseltes, schriftliches zu einem geplanten Verbrechen schreiben sollte, sonst gab es im Nachhinein immer jemanden, der es entdeckte. Zusätzlich hatte er ihr gesagt, dass das ICQ-Protokoll, welches sie zum Chatten verwendete, zusätzlich von der Firma, die ICQ programmiert hatte, eingesehen werden konnte und gespeichert wurde, weshalb man dort eh keine wichtigen oder gefährlichen Daten austauschen konnte.

Am nächsten Morgen schrieb er, er habe den Traum diese Nacht noch schwächer gehabt. Auch bei Anna war der Traum noch viel weniger stark als zuvor gewesen. In der nächsten Nacht, war der Traum aber wieder klar und deutlich. Sie hörte die, ihr mittlerweile bekannte, Stimme sagen:

Du wirst mich mit Hilfe deines Planes retten, ich kann dir noch Hinweise geben:

Burgstraße 32 324918 – Nachthausen

Befreie mich!

Bis dahin, war es ihr schon bekannt. Das hatte sie jede Nacht geträumt, aber nie den ersten Teil verstanden. Sie meinte, sich auch zu erinnern, dass der Anfang anders gewesen wäre, bevor sie zu ihrem Plan gekommen war. Seltsamerweise konnte sie sich noch Wochen später, an den gesamten Inhalt dieses Traumes erinnern.

Ich bin im Keller.

Sie sah eine Treppe in einen Keller und eine große Stahltür, mit der Aufschrift: „Betreten verboten! Gefährliche Mutanten”

Die Tür hat ein Codeschloss, welches sich nur von außen öffnen lässt, die Nummer ist: 284397655. Es gibt eine Alarmanlage mit Notstromversorgung. In drei Tagen ist er länger weg. Komm zwischen 16:00 Uhr und 18:00 Uhr. Die Alarmanlage deaktiviere über diesen Code: 695408766. Mache keinen Fehler! Nimm eine gute Ausrüstung und eine schnelle Fluchtmöglichkeit mit. Sag dem Mann im Internet, bei dir wäre der Traum heute noch schwächer gewesen. Bis bald.

Am Ende, sah sie noch einen Computermonitor, der die Aufnahme einer Überwachungskamera zeigte. Zu sehen war eine kleine, weiße Gestalt. Anna nahm an, es handle sich um einen ausgehungerten Menschen.

Als sie aufwachte, überlegte sie, ob sie ihren Plan wirklich ausführen sollte. Was, wenn hinter der Tür tatsächlich ein gefährlicher Mutant war. Auch der vorletzte Satz, machte sie nachdenklicher: Sie sollte den Mann anlügen, nur auf den Befehl eines Traumes hin. Auch die Letzten beiden Worte, schienen nicht recht zu passen: „Bis bald”, bedeutete ja, dass derjenige, den sie befreien sollte, es für sicher hielt, dass sie kommen würde. Dann kam ihr wieder das letzte Bild in Erinnerung: ein hungernder, weißer, verkrümmter Körper, der nur noch wenig Ähnlichkeit mit einem Menschen hatte – er hatte eher ausgesehen, wie ein Skelett. „Niemand – auch ein Mutant nicht – sollte ein solches Dasein führen müssen”, dachte Anna, weshalb sie sich schließlich vornahm, den Plan genau so auszuführen, wie es der Typ aus dem Traum vorgeschlagen hatte. Als sie dem Mann schrieb, der Traum sei bei ihr dieses mal schwächer gewesen, berichtete er das gleiche. „Hat er vielleicht auch einen Plan?”, fragte sie sich, als sie die Antwort las. „Vielleicht hat er auch genau exakt das gleiche geträumt, wie ich und sagt es nun – auf Befehl des Traumes hin – nicht”, fragte sie sich, „Werde ich ihn womöglich dort treffen?”

Trotz dieser Risiken und ungeklärten Fragen, machte sich Anna auf den Weg, um den „Mutanten”– oder was auch immer hinter der Tür lag – zu befreien. Als sie an das Haus kam, fand sie alles vor, wie beschrieben. Sie schaltete unbeobachtete die Alarmanlage über den Code, den sie immer noch deutlich vor Augen hatte, aus. Als sie in das Haus ging, sah es auf den ersten Blick aus, wie das Haus eines ganz gewöhnlichen Menschens. Erst, als sie einige Titel der Bücher las, merkte sie, dass hier offenbar ein Statistiker wohnte.

So lagen z. B. Bücher, wie „Wie Diagramme täuschen”, „Daten richtig darstellen – bestimmte Effekte hervorheben, ohne die Statistik selbst zu fälschen”, „Übersichtliche oder Zielgerichtete – Verständliche oder unverständliche Diagramme” oder „Tabellen für fortgeschrittene” auf dem Tisch in einem Raum, der offenbar das Wohnzimmer war. „Was hat ein Statistiker mit Mutanten zu tun”, fragte sie sich, während sie vorsichtig nach dem Eingang zum Keller suchte. Wie ihr ihr Großvater empfohlen hatte, trug sie feste Winterkleidung und Gummihandschuhe.

Schon an der Tür zum Keller erkannte sie, dass es dort offenbar Wichtiges gab: Die Tür, war durch eine dicke Stahltür ersetzt worden. Sie arbeitete fieberhaft an dem Schloss und hatte es schließlich, nach einigen Minuten, auf. Sie erkannte die Treppe aus ihrem Traum wieder: Es war als wäre sie schon einmal vorher an diesem Ort gewesen.

Sie ging zu der Tür, die sie im Traum gesehen hatte und gab den Code über die, an der Tür angebrachte, Tastatur ein. Einen kurzen Moment zögerte sie noch, dann bestätigte sie die Eingabe. Mit klopfendem Herzen, sah sie zu, wie sich die schwere Stahltür, die mehr ein Tor, als eine kleine Tür war, sich öffnete. Dabei stellte sie sich vor, dass gleich etwas unerwartetes passieren musste. Doch nichts geschah.

Sie nahm eine im Keller stehende Kiste und blockierte damit die Tür, damit sie sich nicht so leicht hinter ihr schließen konnte, wenn sie in den Raum ging – eine weitere, nützliche Maßnahme, die ihr ihr Großvater geraten hatte, als sie bei der Ausbildung in eine Falle gegangen war, bei der hinter ihr die Tür zufiel.

Schließlich betrat sie den Raum und schaltete das Licht an. Sie erkannte, dass das, was da auf dem Boden lag, tatsächlich nur wenig von einem Menschen hatte. Das Wesen hatte einen viel dickeren Körper, als ein Mensch, einen viel größeren Kopf und zwei Hälse, die beide viel dünner als Menschliche waren. Die beiden Hälse schienen sich die Arbeit zu teilen. Der eine Verband den Kopf gerade mit dem Körper und der zweite war offenbar eine Art Zusatzleitung zwischen Gehirn und Wirbelsäule. Das Wesen hatte einen Schwanz, der am Ende aussah, wie eine Muräne, nur dass er weiß war. Die Augen waren viel zu groß und die Ohren erinnerten an die von Pferden. Anstatt fünf Fingern und Zehen, hatte das Wesen jeweils nur drei dicke, unförmige Klumpen, die es eher wie ein Tier aussehen ließen. Fast der ganze Körper des Wesen war weiß, nur der Bauch hatte eine andere Farbe. Dadurch, dass das Wesen keinerlei Haare am Körper hatte und durch die großen Augen, erinnerte es an ein Skelett.

„Hätte ich die Tür doch nur zu gelassen”, dachte Anna, die sich jetzt sicher war, dass es sich bei dem Wesen tatsächlich um einen gefährlichen Mutanten handeln musste. Gerade als sie aus dem Raum flüchten wollte, begann das Wesen plötzlich mit klarer, zwar nicht ganz menschlicher, aber auch nicht beängstigender, Stimme zu sprechen: „Ich heiße Finn. Und wer bist du?”

„Ich bin Anna”, antwortete sie verdutzt, denn sie hatte nicht erwartet, dass das Wesen sprechen konnte, „Was hat man dir angetan?”„Gar nichts, außer mich Einzusperren. Ich bin froh, dass du gekommen bist. Wie ich sehe, hast du gut geplant – ich wusste doch, dass du mich befreien würdest. Lass uns lieber schnell gehen, sonst kommt Ole noch zurück.”„Wer ist denn Ole?”, fragte Anna.

„Ich!”, antwortete ein Mann, der plötzlich in der Tür stand, „Ich bin Ole! Kannst du eigentlich nicht lesen, Kind?! Da steht: Gefährlich”, schrie der Mann sie an.

Erst jetzt bemerkte sie, dass er eine Pistole in der Hand hatte. Er zielte auf sie und in dem Moment, wo er eigentlich hätte abdrücken müssen, passierte etwas Seltsames: Sie sah, wie sich der Lauf verbog und kurz darauf alles um sie herum aussah, wie wenn man keinen Empfang im Fernsehen hatte. Lauter schwarze und weiße Punkte, flimmerten über ihre Sicht. Dann stand sie mit dem Wesen zu Hause in ihrem Zimmer und duckte sich.

Aber dieser Mann „Ole” mit seiner Pistole und sein Haus, waren nicht mehr da. „Wie hast du das gemacht?”, fragte sie Finn. „Ich weiß es auch nicht so genau”, antwortete er, „Ich kenne noch nicht alle meine Fähigkeiten, ich fange erst langsam an, sie zu verstehen.” „Welche Fähigkeiten?”, fragte Anna,

„Konntest du damit auch in meine Träume kommen?”„Ich weiß auch nicht, woher ich sie habe”, antwortete Finn, „Das mit den Träumen muss mit dem Stein zusammenhängen, mit Leuten, die Teile von ihm haben, kann ich mich telepathisch verbinden, aber im Moment nur über Träume. Tagsüber würde das Unterbewusstsein meine Verbindungsversuche abblocken. Der Stein spielt irgendwie eine Rolle als Verstärker.”

„Was ist mit dem Stein passiert”, fragte sie, „Wo ist er?” „Ich weiß es nicht”, antwortete er,

„Er lag, als ich von Ole gefangen wurde, neben mir. Ich kann mich nicht an irgendetwas davor erinnern. Stand eigentlich etwas im Internet über ihn, mir hat er nämlich nichts über sich erzählt?” „Ja”, sagte Anna, „Es gibt eine Webseite, ich habe sie mir aber noch nicht angeguckt.”

Auf der Seite fanden sich seltsame, komplexe, scheinbar unlösbare Aufgabenstellungen, mit denen sie nichts anfangen konnte. Aber Finn schienen diese Aufgaben zu faszinieren. Als er sich alle angesehen hatte, sagte er: „Da versucht Ole anscheinend, ein Gerät zu bauen, um die Zeit zu verändern. Es hängt offenbar mit dem hohen Vorkommen von Antiusium auf unserer Erde zusammen.”„Aber ich dachte, es gäbe nur in dieser Stadt Antiusium”, sagte Anna verwundert. „Nein”, antwortete Finn, „Es gibt es überall, aber nur hier wird es abgebaut, weil es eh niemand braucht – und hier wurde es nun mal entdeckt. Ich frage mich, warum dieser Ole die Zeit manipulieren will.”

„Vielleicht will er verhindern, dass jemand, der ihm wichtig ist, in der Vergangenheit stirbt”, antwortete Anna. „Vielleicht hat er aber auch mehr vor – wir müssen es herausfinden”, sagte Finn. „Aber wie?”, fragte Anna. „Ganz einfach”, antwortete er, „Dadurch, dass der Computer von Ole mit dem Internet verbunden ist, um die Webseite im Internet verfügbar zu machen, können wir uns darüber vielleicht zusätzliche Informationen holen, wenn wir eine Sicherheitslücke finden.”„Weißt du überhaupt, wie das gehen soll?”, fragte sie skeptisch. „Nein”, antwortete er, „Ich werde es aber herausfinden.”

Einige Wochen später sagte Finn schließlich: „So, jetzt kann ich einen Versuch starten.” Tatsächlich gelang es ihm auf Anhieb, in den Computer von Ole, der vergleichsweise schlecht gesichert war, einzudringen und einige Dateien, die sie vielleicht interessieren würden, herunterzuladen. Damit Ole es nicht bemerken konnte, trennte er die Verbindung sofort wieder.

Die verschlüsselte Datei pTrMoAjNeIkPt.pdf.aes schien ihm am interessantesten. Die Buchstaben ergaben, wenn man die Großbuchstaben von den Kleinbuchstaben trennte „projekt TMANIP”. Das „T” stand wahrscheinlich für „Time”, also für „Zeit”. Mit „MANIP”, war vermutlich „Manipulation” gemeint. Finn vermutete, dass diese seltsame Codierung im Namen, dafür sorgen sollte, dass automatische Suchprogramme sie nicht fanden.

Weil die Datei verschlüsselt war, musste er sie erst knacken. Während dessen, sah er sich die anderen Dateien an, die aber offenbar nicht mit Zeitmanipulation oder den Aufgaben zusammenhingen.

Zwei Wochen später, war die Datei schließlich entschlüsselt. Er merkte sofort, dass es die richtige Datei war. Er kopierte sich die wichtigsten Teile raus, kommentierte sie und speicherte diese in einer extra Datei, die er mit einem neuen Passwort verschlüsselte. Diese neue Datei hatte folgenden Inhalt:

Wichtige Zitate aus Oles Datei und Kommentare zu ihnen “Antiusium, wird gebraucht, um die Zeit zu verändern.” “Die Erde hat hohe Antiusium Vorkommen” “Ich finde es nicht selbst raus” “Meine Freunde wurden in der Vergangenheit von den Menschen ausgerottet. Ich wurde beauftragt, die Menschen in der Vergangenheit zu vernichten, damit meine Freunde in der Vergangenheit überleben. Das darf ich nicht vergessen – dafür haben sie mich in diese Zeit geschickt, als ihre Maschine kurz vorm kaputtgehen war!” “Leider hatte niemand mehr die Pläne.” “Damit werde ich die Menschen vernichten und meine Freunde retten, wie sie mich beauftragt haben…” Kommentar: Er hat offensichtlich Schlimmes vor und will damit seine Freunde retten.

“Nach Aktivieren des Antiusiums, kann es niemand Anderes mehr für die Manipulation nutzen.” “Wenn das Antiusium einmal vollständig aktiviert wurde, kann es keiner mehr stoppen – der Zugriff auf die Zeit ist dann exklusiv” Kommentar: Wir müssen ihm zuvorkommen.

“Es hängt nicht von der Menge von Antiusium ab.” Kommentar: Hilft uns nicht.

Oles Zeitmanipulationsdiagramm

Zusätzlich kopierte er sich das Zeitmanipulationsdiagramm in eine extra Datei. Der „Basiskomplex”, war offenbar ein sehr wichtiger, aber sehr schwer zu bauender Teil der Zeitmanipulationsmaschine. Die Aufgaben, die man lösen musste, um den Basikomplex zu bauen, waren nämlich die schwierigsten und kompliziertesten.

Er zeigte diese Zusammenstellung mit seinen Kommentaren sofort Anna, die dazu nur sagte: „Dann lass uns gleich anfangen und die Aufgaben lösen, bevor jemand Anderes den exklusiven Zugriff bekommt. Aber wenn Ole damit seine „Freunde” retten will, sollten wir vielleicht unseren Zugriff dann auch nutzen, um jene Freunde zu retten, aber ohne, dass dabei die Menschheit vernichtet wird. Kann ich mir auch die Originaldatei nochmal angucken?” „Ja klar”, antwortete Finn, „Hier!” Er öffnete die Originaldatei und gab das geknackte Passwort ein. Sie sah sich die unheimliche Datei an und kopierte noch einen Abschnitt, den sie für wichtig hielt in Finns „Wichtige Zitate” Datei:

Theorie der Zeit nach Tom In der Vergangenheit können nur Manipulationen gemacht werden, die einen nicht selbst betreffen und mit denen man nicht in Berührung kommt. Will man Personen in der Vergangenheit manipulieren, so muss man ihnen sagen, dass sie Kontakt mit der manipulierenden Person bis zu dem Zeitpunkt, wo die Person die Manipulation in der Gegenwart abgeschlossen hat, auf jeden Fall meiden muss. Sonst kann eine Katastrophe entstehen, die meistens ein lebensgefährliches Chaos für die Beteiligten Personen bedeutet, aber auch schlimmere Folgen haben kann

Kommentar: Darauf müssen wir Acht geben.

Nachdem sie das Finn gezeigt hatte, begannen sie die Aufgaben zu lösen. Finn wohnte mittlerweile in Annas Zimmer. Er war jetzt 1,70 m groß und damit fast so groß wie Anna – er wuchs erstaunlich schnell. Annas Eltern hatten Finn mittlerweile als sprechendes Haustier akzeptiert, wenn Besuch da war, durfte er sich aber nicht zeigen und musste sich zur Sicherheit in Annas Schrank verstecken, wenn er aber weiter so wachen würde, würde er aber bald nicht mehr in den Schrank passen.

Schließlich hatten sie alle Aufgaben gelöst und bauten die erste Versuchsschaltung: Sie legten eine Murmel zwei Minuten in der Vergangenheit ans Ende einer Rampe, in einem Raum, in dem sie vorher nicht gewesen waren. Tatsächlich lag die Kugel, als sie direkt nach der Manipulation nachsahen, am anderen Ende der Rampe. „Es hat geklappt”, rief Anna erfreut.

Am nächsten Tag ging Anna zu einer Freundin. Erst als sie wieder zu Hause war, bemerkte sie, dass sie die Diskette mit dem unverschlüsselten Schaltplan, verloren hatte. Sie fand sie, als sie direkt danach auf dem Weg suchte, nicht wieder. Als sie das Finn erzählte, sagte dieser nur: „Verdammt! Was ist, wenn Ole sie jetzt in die Finger bekommt?” Als sie einen zweiten Versuch mit einer verbesserten Schaltung machen wollten, gab es ein Problem – die Schaltung funktionierte nicht ganz normal – Ole hatte offenbar die Diskette in die Finger bekommen, die Schaltung nachgebaut und in Betrieb genommen.

„Was nun?”, fragte Anna. „Es gibt nur zwei Möglichkeiten”, antwortete Finn, „Entweder, wir stoppen seine Maschine, oder wir gehen auf einen anderen Planeten und bauen dort eine Maschine, unsere neue Schaltung zeigt nämlich, dass es sehr wohl von der Menge des Antiusiums abhängt – mehr beschleunigt den Vorgang. Wenn wir auf einen Planeten gingen, wo es mehr Antiusium gibt, als auf der Erde, könnten wir dort vielleicht Oles Maschine überholen.”„Ja sicher – auf einen anderen Planeten gehen.”, dachte sie ironisch, weshalb sie sagte: „Die erste Variante scheint mir wesentlich einfacher.”

Nach einigen Tagen der Vorbereitung, unternahmen sie schließlich wieder einen Einbruchsversuch. Finn hatte mittlerweile herausgefunden, dass er Anna teleportieren konnte, wenn sie nahe bei ihm stand. Trotzdem sollte er nicht mit einbrechen, sondern draußen warten, weil sie zu leicht entdeckt werden konnten, wenn sie beide hinein gingen.

Gerade, als Anna Oles Maschine deaktivieren wollte, sah sie einen Zettel auf dem Boden liegen, auf dem stand: „Anna und Finn umbringen – sie sind die einzigen, die mich bei meinem Vorhaben noch stören könnten.” „Oh Gott, was wenn das jetzt eine Falle ist?”, dachte sie erschrocken. In dem Moment, als sie den Knopf zum deaktivieren drücken wollte, hörte sie, wie Ole hinter ihr seine Pistole entsicherte, sie duckte sich und rannte Haken schlagend aus dem Haus. Sie hörte noch den Schuss, der nur einen Millimeter an ihr vorbeiging, dann stand sie mit Finn wieder zu Hause.

„Es war eine Falle – ich konnte die Maschine nicht ausschalten. Ich glaube, Ole will uns umbringen – da lag ein Zettel auf dem Boden, wo draufstand, dass wir die einzigen wären, die ihm noch gefährlich werden könnten. Ich konnte sehen, dass seine Maschine noch ein Jahr braucht, bis er das Antiusium aktivieren kann. Außerdem, wenn wir seine Maschine ausschalten, was hilft es uns dann – er braucht sie nur wieder anzuschalten.”, sagte sie atemlos.

„Aber wie wollen wir so schnell ein passendes Raumschiff bauen, um auf einem anderen Planeten mit mehr Antiusium eine schnellere Maschine zu bauen?”, fragte Finn. „Wir fragen einfach jemanden von einer Raumfahrtfirma”, antwortete sie. „Dann können wir ja auch gleich zur Polizei gehen”, erwiderte Finn. „Nein, da sprechen mehrere Gründe dagegen”, sagte Anna, „Erstens: Bis die uns glauben, ist das Jahr zu Ende, zumal wir ja bei Ole eingebrochen sind – und uns somit auch schuldig gemacht haben. Wenn er also einen guten Anwalt hat, müssen wir eh noch länger warten. Zweitens: Sie würden, um uns zu glauben, erst die Pläne wollen, die sollten wir aber nicht hergeben, weil sie sonst gleich versuchen würden damit in der Vergangenheit zu verhindern, dass wir die Pläne verlieren oder sonst etwas derartiges – das würde aber zu einer Katastrophe führen, weshalb wir niemandem die Pläne zeigen oder geben sollten. Zusätzlich würde eventuell die Presse davon erfahren – dann wäre Ole gewarnt.”

„Und warum sollten die Leute von der Raumfahrtfirma nicht auch die Pläne wollen”, fragte Finn. „Weil man sie besser bestechen kann”, antwortete Anna, „Vielleicht reicht ihnen aber auch eine Vorführung.” „Und wie soll das Raumschiff aussehen, was bis zu einem Planeten weit weg in weniger als einem Jahr fliegen kann?”, fragte Finn. „Das finden wir schon noch raus”, antwortete Anna optimistisch, obwohl sie es eigentlich immernoch für unmöglich hielt, ein Raumschiff mit Überlichtgeschwindigkeit zu bauen.

Sie behielt Recht. Nach einer Vorführung und einer ausführlichen Erklärung, wollte der Chef von der Raumfahrtfirma, weder die Pläne haben, noch seine Hilfe verweigern. Anna musste zwar die Schule abbrechen, es hätte ihr aber ohnehin nichts genutzt, wäre sie weiter auf der Schule geblieben, dann hätte nämlich keiner Oles Maschine aufhalten können.

So arbeiteten sie zusammen mit einem Mann namens Lucas, der, wie sich herausstellte, auch jener Mann aus dem Internet war. Sie arbeiteten den ganzen Tag an dem streng geheimen Projekt, tief unten in einem Sicherheitsraum der Raumfahrtsfirma.


Ole wusste von ihren Plänen. „Das schaffen die doch sowieso nicht”, dachte er, „aber sicher ist sicher – ich werde weiterhin versuchen, sie loszuwerden. Doch ich selbst komme nie durch die Kontrollen und Barrieren vor dem Sicherheitsraum.”

Also machte er sich auf die Suche nach Auftragskiller. Schließlich hatte er einen Mann gefunden, der behauptete, schon viel Erfahrung zu haben. Deshalb wollte dieser zwar auch viel Geld, Ole war sich aber auch sicher, dass der Killer nicht versagen würde. „Die Personen müssen alleine sein – sonst besteht kaum eine Chance”, schärfte er dem Mann nochmal ein, als dieser sich auf den Weg machte.

„Warum heuert Ole mich an, nur um ein Mädchen und einen Mutanten zu töten?”, fragte sich der Killer unterwegs. Er merkte sehr bald, dass dieser Auftrag schwerer als gedacht war, denn die Firma war erstaunlich gut abgesichert. Schließlich fand er aber doch eine Möglichkeit, in die Firma einzudringen. Doch auch die Nutzung der Möglichkeit, erwies sich als schwierig. „Ich hätte mehr Geld verlangen müssen”, dachte er.

Verkleidet als Hausmeister, den er vorher gefesselt und in seinem Keller versteckt hatte, ging der Killer in den Sicherheitsraum der Firma. Er sah das Mädchen und den Mutanten, die er umbringen sollte bei der Arbeit. Schon bald gab es einen Moment, in dem beide getrennt waren.

Zuerst nahm er sich das Mädchen vor. Er versteckte sich und zielte mit seinem Spezialgewehr, welches kaum Geräusche verursachte. Gerade wollte er schießen, als ihm jemand das Gewehr aus der Hand riss – der Schuss ging weit daneben.

Der Mann, der den Killer entdeckt hatte, rief schnell die Polizei, die den Killer sofort festnahm. Die Polizei fand seinen Auftraggeber aber nicht heraus.

„Zu einem guten Killer gehört auch, dass er dicht hält”, dachte der Killer, „Jezt weiß ich, warum Ole den Aufpreis fürs Dichthalten bezahlt hat. Er muss gewusst haben, wie schwer es ist, da hinein zu kommen.”


Schließlich – nach einem Monat fieberhafter Arbeit – waren die Pläne für das erste Überslichtgeschwindigkeitsraumschiff der Welt fertig. Die Pläne stützten sich auch auf einen bestimmten Teil der Zeitmanipulationsmaschine, der in Oles Zeitmanipulationsdiagramm der „Basiskomplex” genannt wurde. Wie dieser funktionierte, war Anna aber immer noch nicht klar, obwohl Finn mehrmals versucht hatte, es ihr zu erklären. Kurz darauf machte sich Finn auf die Suche nach einem Zielplaneten. Dabei nutzte er Sattelitenbilder und die beiden Supercomputer, die der Firma gehörten. Gleichzeitig arbeiteten Lucas, Anna und ein paar andere Mitarbeiter der Firma auf Hochdruck an dem Raumschiff.

Sie besorgten sie die Teile, die sie brauchen würden, um auf dem mittlerweile feststehenden Planeten, der zum Glück sogar eine atembare Atmosphäre hatte, eine passende Zeitmanipulationsmaschine zu bauen und zu versorgen.

Nach zwei weiteren Monaten harter Arbeit, starteten schließlich Anna, Finn und ein paar vertrauenswürdige Raumpiloten und Techniker – nicht aber Lucas, der nicht ins All fliegen wollte – mit dem neuen Raumschiff ins Weltall. Nur Lucas hatte das Passwort für die Pläne des Raumschiffes, die hochverschlüsselt auf dem Zentralcomputer der Firma gespeichert worden waren.

Auf dem Weg, war Finn die ganze Zeit beschäftigt.

„Was macht er da bloß die ganze Zeit?”, fragte Anna sich. Doch sie fand nicht recht den Mut, ihn zu fragen, weil er immer ein Schild mit dem Text

„Keinesfalls stören!” an der Tür hängen hatte. Auch die restlichen Leute an Bord waren ständig beschäftigt. „Ich hätte nie gedacht, dass eine Weltraumreise so langweilig sein kann”, dachte sie.

Als sie schließlich nach zwei Wochen mit Überlichtgeschwindigkeit ankamen, verlief alles nach Plan. Sie fingen gleich an, eine neue Maschine zu bauen, mit der sie Ole zuvorkommen wollten.

Doch bald stellte sich heraus, dass auf der Oberfläche des Planeten oft furchtbare Stürme tobten. Sie hatten nicht genug Zeit, um einfach unter der Oberfläche zu bauen, dort gab es zwar Höhlen, doch diese waren komplett durch Pflanzen zugewachsen.

Auf der Suche nach einer Möglichkeit, die Pflanzen zu beseitigen, fand Anna schließlich ein seltsames Tier, welches man am ehesten als einen Drachen beschreiben konnte. Es hatte einen dicken Bauch und für seine Größe ziemlich kleine Flügel, die sein Gewicht nur mit Mühe tragen konnten. Der Drache war rot und stand auf seinen Hinterbeinen – fast wie ein Mensch.

Wie Finn herausfand, war der Drache auch intelligent und verstand und sprach nach kurzer Zeit auch ihre Sprache. Was ihn so wichtig für alle machte, war seine Fähigkeit, Feuer zu spucken, welches mehr als doppelt so heiß war, wie jenes, welches man mit herkömmlichen Brennern erzeugen konnte.

Damit konnte der Drache ihnen sehr helfen, indem er die Pflanzen, die alle vorher für Feuerfest gehalten hatten, verbrannte und somit den Weg in die Höhlen öffnete. Der Drache freundete sich mit Anna und Finn an. So erfuhren sie auch, dass er Felix hieß.

Dadurch, dass Felix ihnen die Höhlen freigebrannt hatte, konnten sie dort ihre Zeitmanipulationsmaschine aufbauen. Schließlich konnte die Maschine gestartet werden – viel schneller als geplant. Wenn alles nach Plan lief, hätten sie auf jeden Fall zu erst exklusiven Zugiff auf die Zeit.

Das Programm für die Manipulation sah vor, dass die Leute, die Ole hatte retten wollen, auf einen anderen Planeten gebraucht wurden und dass die Menschen nicht vernichtet wurden. Anna hatte keine Ahnung, wie das gehen sollte, doch Finn hatte es irgendwie geschafft, dieses Programm in die Maschine einzubauen.

Finn und Felix gingen in letzter Zeit oft in einen anderen Teil der Höhlen. Sie sagten dann immer:

„Wir machen an deiner Überraschung weiter.” Woraus diese Überraschung bestehen sollte, wusste Anna allerdings nicht. Sie kam auch nicht oft dazu, darüber nachzudenken, denn obwohl die Maschine lief – versorgt von Solarzellen und Windrädern – blieb immer noch viel zu Tun. Das Überleben auf einem fremden Planeten und noch dazu auf einem so lebensfeindlichen, war schließlich auch nicht so leicht.

Sie bauten fast ständig an neuen Räume in den Höhlen, denn die Höhlen waren, jetzt da die Pflanzen verbrannt waren, einsturzgefährdet. Daher bauten sie Stützen und zusätzliche Wände ein, um die Höhlen zu stabilisieren. Zusätzlich gab es noch das Problem der Versorgung: Sie schafften es mittlerweile zwar, meistens von selbst gepflanzter Nahrung zu leben, doch trotzdem war das nicht immer einfach. Viel zu oft mussten sie von den Konserven essen, die sie mitgenommen hatten, die aber nicht ewig reichen würden.

Über spezielle Glasfaserrohre, konnten sie auch Licht von Außen in die Höhlen leiten. Die Herstellung eines solchen Rohres, war aber jedes Mal aufwendig und auch sowieso nur möglich, weil es auf dem Planeten besondere „Glaspflanzen” gab, deren Stängel einen glasähnlichen, biegsamen Stab enthielten. Die Pflanzen wuchsen zwar schnell, trotzdem benötigten sie immer hunderte, um ein solches Rohr zu bauen. Das war auch der Grund, weshalb sie nur zwei dieser Rohre für die wichtigsten Räume hatten.


Unterdessen hatte Ole auf der Erde herausbekommen, dass Anna und Finn es geschafft hatten, ein Überlichtraumschiff zu bauen und damit auf einen anderen Planeten zu fliegen, um dort seine Zeitmanipulationsmaschine zu überholen.

Warum dort die Maschine schneller gehen sollte und wie sie es geschafft hatten, überhaupt auf einen anderen Planeten zu kommen, wusste Ole nicht, doch er vermutete, dass es irgendwo – warscheinlich bei der Raumfahrtfirma – Pläne geben musste, in denen stand, wie man ein passendes Raumschiff bauen konnte.

Auf seiner Suche nach den Plänen, stieß er schließlich auf Lucas. Ole bedrohte ihn mit seiner Pistole, woraufhin er ihm die Datei gab. Als er Ole gerade sagen wollte, dass dieser auch noch das Passwort brauchen würde, hatte Ole auch schon abgedrückt.

Mit den gestohlenen Plänen wieder daheim, musste Ole fluchend feststellen, dass die Datei verschlüsselt war. Er mietete sich im Internet ein „Botnet”, eine riesige Masse Computer, die unbemerkt mit Computervieren infiziert worden waren, die es dem Mieter des Botnets erlaubten, beliebige Programme auf diesen zu starten.

Ole schrieb ein Programm, welches die Kraft aller am Botnet angeschlossenen Computer, das waren in seinem Falle immerhin 5000, nutze, um die Datei zu knacken. Somit dauerte es – trotz der guten Verschlüsselung der Datei – nur zwei Monate, bis er die Datei geknackt hatte.

Ole bezahlte den Hacker, dessen Botnet er gemietet hatte und fing gleich an, ein solches Raumschiff zu bauen. Unterstützung bekam der dabei von seinen Kollegen, die ihm auch geholfen hatten, an die Pläne für die Maschine zu kommen. Sie wollten zwar niemanden retten, aber auch die Menscheit auslöschen – aus den verschiedensten, absurden Gründen.

Für ihn war der Bau des Raumschiffes, obwohl ihm keine ganze Firma hatte, ein bisschen einfacher, weil der das Rumschiff nur für eine Person bauen musste. Zusätzlich musste das Raumschiff nicht so viel Gepäck mitschleppen – er musste ja keine Teile für eine Zeitmanipulationsmaschine mitnehmen.

Daher war Ole schon nach einem Monaten fertig mit dem Bau und kam auch nach zwei Wochen Reise auf dem Planeten, dessen Position freundlicherweise auch in den Plänen gestanden hatte, an.

Trotzdem musste Ole noch tagelang den Planeten umkreisen, um herauszufinden, wo Anna und Finn gelandet waren. Schließlich fand er die Stelle und landete in sicherem Abstand. Er sabotierte das Raumschiff, mit dem Anna und Finn angekommen waren. Dadurch wollte er ausschließen, dass Anna und Finn zurück zur Erde gegen würden und ihm dort noch mehr Probleme machen würden.

Wenn alles glatt lief, würden sie es aber eh nicht überleben. Weil sie ihm aber schon zwei Mal entkommen waren, wollte er dieses Mal sichergehen. Er überprüfte die Ladung seiner Pistole und ging danach in die Höhle, um die Zeitmanipulationsmaschine abzuschalten.


Alle hatten sich um die Maschine versammelt, denn in wenigen Minuten, würde das Programm ausgeführt werden. Doch gerade als es nur noch fünf Sekunden waren, bemerkten sie Ole, der am Eingang stand. „Schaltet sie sofort aus!”, rief er.

Doch das war gar nicht nötig, denn es hatte eine Fehler gegeben. Erst jetzt wurde Anna, Finn und Felix klar, dass eine so weit zurückliegende Manipulation nur stattfinden konnte, wenn die Maschinen weit genug von einander entfernt waren.

„Verdammt”, fluchte Anna. „Da wäre es ja gar nicht nötig gewesen, zu kommen”, sagte Ole belustigt. Grade als Ole abdrücken wollte, wurde ihm seine Pistole aus der Hand geschleudert. Finn hatte sie ihm durch seine Fähigkeit, naheliegende Objekte zu bewegen, aus der Hand gerissen. Schnell teleportierte Finn, Anna und Felix an einen Ort, an dem Anna noch nie gewesen war. Gleichzeitig wurden Ole und die anderen zurück auf ihre Raumschiffe teleportiert.

Sie standen nun in einer Höhle, die oben ein Loch hatte, durch das man den Himmel des Planeten sehen konnte. Das Loch wurde von einer Plastikplatte abgedeckt, damit man vor den Stürmen und dem Regen an der Oberfläche geschützt wurde. In der Mitte der Höhle, stand – direkt unter dem Loch – eine Maschine, die ein bisschen an das Raumschiff mit dem sie angekommen waren erinnerte. Die Apparatur schien ebenfalls ein Raumschiff zu sein, jedoch ein an vielen Stellen weiterentwickeltes. An den Wänden der Höhle, standen viele Maschinen – oft ohne Gehäuse, deren Funktion Anna nicht erraten konnte.

„Wo sind wir hier”, fragte sie. „Das ist unser geheimes Labor”, antwortete Finn, „Hier haben wir an der „Überraschung” gearbeitet – einem Notfallplan, falls unsere Maschine hier fehlschlagen sollte. Du erinnerst dich doch sicher noch an mein Gepäck, welches ich mit hier hin mitgenommen hatte.” „Ach diese große, würfelförmige Stahlkiste, die wir eigentlich nicht mitnehmen wollten?”, fragte Anna verwundert. „Ja genau die”, antwortete Finn, „Ich habe sie zu den Teilen für die Zeitmanipulationsmaschine gestellt, damit wir sie trotzdem mitnahmen. Darin waren alle Teile für dieses Labor und für eine neue Zeitmanipulationsmaschine”

Anna sah sich genauer um. Felix hatte schon angefangen, all die seltsamen Maschinen in das Raumschiff einzuräumen. Auch Finn half fleißig mit, indem er diverse schwere und unhandliche Maschinen in das Raumschiff teleportierte.

„Wie hat das alles in diese Kiste gepasst?”, fragte sie. „Ich habe es ein bisschen verkleinert.”, meinte Finn, „Wir müssen uns übrigens ein bisschen beeilen – dieses Mal wird die Reise länger, denn wir müssen viel weiter fliegen. Dort müssen wir dann auch noch die Zeitmanipulationsmaschine in Betrieb nehmen. Den zweiten Teil der Überraschung erfährst du auf der Reise, jetzt steig erstmal ein!”

Felix war schon eingestiegen, nachdem er alles eingepackt hatte. Finn teleportierte die Plastikabdeckung von der Öffnung und startete das Raumschiff. Sie waren schon einige Stunden auf der Reise, als Anna schließlich eine Frage einfiel, die sie sich schon die ganze Zeit stellte: „Warum teleportierst du uns eigentlich nicht einfach zum Zielplaneten, Finn?”

„Ich kann nur dorthin teleportieren, wo ich schon einmal auf andere Weise hingekommen bin und ich bekomme so weite Strecken noch nicht fehlerlos hin. Ich bräuchte eine Maschine, die mir hilft, den richtigen Zielpunkt zu finden. Doch solch eine Maschine ist sehr aufwändig und es steht weder auf der Erde, noch sostwo eine – niemand hat Gebäude, Stätte und Planeten so geplant, dass sich teleportierende Wesen dort zurechtfinden.”, antwortete Finn. „Achso”, sagte sie, „Und was ist der zweite Teil der Überraschung, von der du geredet hast?”

Finn zögerte einen Moment und antwortete dann: „Wir haben in unserem Labor nicht nur an einem Notfallplan gearbeitet, sondern auch daran, wie es wäre, auf dem neuen Planeten, der an der Oberfläche wesentlich freundlicher ist, als der andere, eine Art neue Erde aufzubauen, ihn also zu besiedeln. Dabei haben wir uns auch überlegt, wie die passenden Menschen, die dann natürlich auch anders heißen würden, aussehen würden, um einerseits auf dem Planeten gut zu überleben und andererseits auch die Erde besuchen zu können. Bei unseren Überlegungen haben wir gute Kenntnisse über menschliche Gene und über unsere eigenen Gene bekommen. Wir haben uns ausführlich mit den Körperkonstruktionen der verschiedensten Lebewesen auseinandergesetzt. Schließlich ist Felix auf die Idee gekommen man könnte – praktisch zum Test – versuchen, seine und meine Fähigkeiten auf einen Menschen zu übertragen. Natürlich konnten wir es keinem sagen, weil es bis dahin ja noch geheim war, jetzt könnten wir – hätten wir einen passenden Menschen – es ausprobieren. Felix hatte vorgeschlagen, dich zu fragen, ob du es testen willst.”

Anna dachte eine Weile über diese ungeheuerlichen Ideen nach. Sie könnte die gleichen Fähigkeiten bekommen, wie Finn und Felix? Eigentlich eine feine Sache, doch es gab bestimmt einen Haken, weshalb sie fragte: „Was wären die Nebenwirkungen?”

„Wir sind uns nicht ganz einig, was alles passieren könnte”, antwortete Finn langsam, „Wenn es fehlschlägt, würdest du es wahrscheinlich nicht überleben. Wenn es klappt, ergeben sich sehr wahrscheinlich Änderungen bei Aussehen, Körpergröße, Hautfarbe und Stimmenklang. Felix hat auch behauptet, dass sich vielleicht sogar Änderungen bei der Kleidung ergeben würden, weshalb es wichtig wäre, solltest du auf die Idee kommen, es zu testen, dass du vorher gut überlegst, was du anziehst. Zusätzlich gäbe es noch das Problem, dass die Umgebung eventuell stark beschädigt wird, wenn du das erste Mal die neuen Fähigkeiten hast. Das Problem haben Felix und ich nicht, weil wir die Fähigkeiten erst nach und nach bekommen haben, auch wenn Felix erzählt hat, dass er als Baby ausversehen einen großen Brand in den Höhlen verursacht hatte.”

„Also ist es eine gefährliche Sache, es auszuprobieren”, überlegte Anna laut. „Ja – eine lebensgefährliche für uns alle sogar”, sagte Finn, „Felix und ich würden es dich aber trotzdem probieren lassen, wenn du wolltest, weil es unsere Forschungen gut voranbringen würde.” „Wie hoch schätzt ihr die Warscheinlichkeit ein, dass es klappt?”, fragte sie. „Ich schätzte etwa 75 %, wenn du dich gut vorbereitst.” „80 %”, hörte sie Felix aus dem Cockpit sagen. „Hmm…”, sagte Anna, „Ich überlege es mir erstmal bis übermorgen.”

Lange dachte sie über das Angebot nach. In jedem Fall würde es eine Überraschung geben, sollte sie es ausprobieren. Sie dachte darüber nach, dass sie es irgendwann wahrscheinlich eh probieren würde. Die Frage war nur: Wann? Wenn sie es jetzt gleich ausprobierte, hätte sie das meiste davon, sollte es klappen. Wenn nicht könnte es sein, dass Ole sie irgendwann – wenn Finn nicht in der Nähe war – erschoss. Hätte sie dagegen seine Fähigkeiten, könnte sie das nicht mehr stören. Daher beschloss sie, das risikoreiche Experiment zu machen.


Ole hatte mit seinen Messgeräten, die er mitgenommen hatte, gemerkt, dass Anna, Finn und Felix mit einem anderen Raumschiff losgeflogen waren, hatte geflucht und war ihnen hinterher geflogen. Bald hatte er jedoch gemerkt, dass sie mehr als dreimal so schnell wie er waren. Er folgte jetzt nur noch ihrer Spur, die der Antrieb ihres Schiffes glücklicherweise hinterließ.


Als die Leute auf dem ersten Planeten, die Sabotage bemerkt hatten, waren Ole, Anna, Finn und Felix schon weg – sie waren nun alleine auf dem Planeten. „Was nun?”, fragte der Pilot, der während der Zeit auf dem Planeten praktisch zum Anführer der kleinen Gruppe geworden war, „Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder, wir bleiben hier und versuchen zu überleben – das dürfte dank unserer ordentlichen Vorgehensweise gar nicht so ein großes Problem sein – oder wir versuchen, das Raumschiff zu reparieren und fliegen zurück zur Erde”

„Lasst uns doch erst versuchen, das Schiff zu reparieren und dann nur hier zu bleiben, wenn es nicht klappt.”, schlug einer der Forscher vor, die die Windräder und Solarzellen für die Stromversorgung aufgebaut hatten. Mit diesem Vorschlag, waren alle sofort einverstanden, doch das Schiff stellte sich als irreparabel heraus. Wichtige Teile des Antriebes, dessen Pläne niemand der Anwesenden hatte, waren vernichtet worden.

Somit bauten die Leute weiter an dem Planeten, das fiel ihnen auch recht leicht – schließlich waren es alles Arbeiter, die sehr gut wussten, was sie taten. Die Firma hatte wegen der Wichtigkeit des Planes, die besten Leute mitgeschickt, was ihnen jetzt das Überleben sicherte. Jeder hatte zuvor auch „Der Herr der Fliegen” lesen müssen, weshalb es nicht zu brutalen Kämpfen untereinander kam.

Sie hielten sich weiter an die Regeln, die sie vor der Reise aufgestellt hatten und bauten keine Verbrennungs- oder Atomkraftwerke und keine umweltschädigenden Maschinen. Es wurde aber mit der Zeit immer schwerer, festzustellen, was umweltschädigtend war und was nicht, denn der Planet hatte eine ganz andere Vegetation und ganz andere Tiere, als die Erde.


„Was genau, muss ich für das Experiment machen?”, fragte Anna gerade Finn. „Du bist dir also sicher, dass du es wirklich machen willst.”, sagte er, „Also dann: Als erstes musst du dir gut überlegen, was du dir anziehst. Wenn Felix recht hat, wird sich die Kleidung in eine zu dir passende verwandeln – was auch immer das genau sein soll – frag ihn einfach. Danach musst du dich möglichst gut unter Kontrolle bringen, so ähnlich, wie bei einer Meditation. Schließlich musst du noch diese Flüssigkeit trinken.” Er zeigte auf einen großen Becher, der aussah, als wäre er mit Wasser gefüllt.

Felix erklärte ihr, was er unter einer „zu ihr passenden Kleidung” verstand:

„Es ist die Kleidung, die dich und deine Persönlichkeit am besten widerspiegelt. Das Problem daran ist nur, dass es nicht unbedingt immer die Kleidung ist, die dir im Moment am besten gefällt.”

„Wie soll ich sie dann finden?”, fragte sie. „Ich hatte noch nie Kleidung”, antwortete Felix, „Ich weiß es nicht. Stell dir dich vor – wenn du perfekt wärest. Welche Kleidung würdest du dann tragen?” „Irgendetwas Kugelsicheres, bei dem man es nicht auf den ersten Blick sieht – vielleicht ein dünnes, kugelsicheres Kleid – so etwas gibt es aber nicht.”, sagte sie. „Dann nimm das gleiche – nur ohne „kugelsicher” – vielleicht ist das dann das einzige, was sich verändert”, sagte Felix. „Ok…, das versuche ich dann mal”, antwortete sie unsicher.

Nachdem sie sich entsprechend angezogen hatte, stellte sie den Becher neben sich. Finn und Felix nickten ihr aufmunternd zu, als sie sich hinsetzte, um sich „unter Kontrolle zu bringen”– was auch immer das sein mochte. Minutenlang überlegte sie, woran sie erkenne würde, dass sie „sich unter Kontrolle hatte”, schließlich überlegte sie sich, dass sie es wohl nie merken würde und trank den Becher mit zwei großen Schlucken.

Die Flüssigkeit schmeckte nach nichts. Sie merkte kaum, wie sie sich veränderte, doch schließlich wachte sie auf, obwohl sie sich nicht erinnern konnte, eingeschlafen zu sein. Sie stand auf und sah an sich herunter. Sie sah immer noch das selbe Kleid, hatte aber vom Hals bis zu den Füßen, einen schwarzen Gummiüberzug an, der scheinbar atmungsaktiv war. An ihrem Rücken befand sich ein Reißverschluss, um ihn auszuziehen.

„Sieht aus, als hätte es geklappt – jetzt musst du nur noch testen, ob das Kleid oder dieser Gummiüberzug kugelsicher sind und ob du alle unsere Fähigkeiten einsetzen kannst”, sagte Finn. Als erstes testete sie die Kugelsicherheit, indem sie das Kleid und den Gummianzug auszog und versuchte, mit einem Messer durchzustechen. Es gelang ihr nicht, was allerdings noch nicht heißen musste, dass diese Kleidung tatsächlich kugelsicher war.

Danach testete sie die Fähigkeiten. Sie konnte, wie auch Felix, Feuer spucken, wobei sie sich aber nicht verbrannte, auch nicht, wenn sie ihre Finger direkt in die Flammen hielt. Das Bewegen von Gegenständen ohne sie zu berühren, gelang ihr zwar, aber nur unter großer Anstrengung. Teleportieren konnte sie sich leider gar nicht. „Das kommt mit der Übung”, sagte Finn. Anna war über ihre neuen Fähigkeiten sehr erfreut, jetzt konnte sie sich – mit etwas Übung – alleine gegen Ole wehren.

Als sie über den seltsamen Gummianzug nachdachte, fiel ihr ein, was ihr ihr Großvater gesagt hatte:

„Für kurze Diebstähle sind Gummi Jacken und Handschuhe wie gemacht. Für lange nicht, weil man zu schnell schwitzt.” Er wäre bestimmt erstaunt gewesen, hätte er gewusst, dass es ein spezielles Gummi gab, in dem man nicht schwitzte und welches vielleicht sogar kugelsicher war.

Der Rest der Reise wurde nicht so langweilig, wie das erste Mal, denn obwohl Finn und Felix wieder sehr beschäftigt waren, konnte sie sich mit ihren neuen Fähigkeiten auseinandersetzen. Nico hatte versucht, ihr das Messerwerfen bei zu bringen, hatte es aber schnell wieder aufgegeben. Den Dolch, mit dem sie immer geübt hatte, hatte sie immer noch. Obwohl es ihr ihr Großvater geraten hatte, hatte sie ihn nie getragen – „wer brauchte schon so veraltete Waffen, wie einen Dolch, wo es doch Pistolen gab”, hatte sie immer gedacht.

Jetzt, da sie die Flugbahn mit ihren Fähigkeiten beeinflussen konnte, empfand sie ihn als sehr nützlich und steckte ihn in eine versteckte Vorrichtung ihres Stiefels, die erst seit dem Experiment vorhanden war. Dadurch, dass sie immer traf, machte das Üben mit dem Dolch viel mehr Spaß und so konnte sie es am Ende der Reise fast, ohne die Flugbahn ändern zu müssen.

Sie stiegen nach vier Wochen Reise am Rande einer seltsamen Naturerscheinung aus, die Anna noch nie gesehen hatte: Es war eine Erdwüste, die nur aus brauner, feuchter, fester Erde bestand und – im Gegensatz zu Wüsten auf der Erde – eine sehr angenehme, kühle Temperatur hatte.

„Wenn die Naturforscher auf der Erde wüssten, was wir schon alles auf unserer Reise gesehen haben, wären sie bestimmt neidisch”, dachte Anna, wieder einmal erstaunt über die wunderschöne, aufregende Natur von Planeten außerhalb der Erde. Das war nichts gegen die Bilder von Mond und Mars, die man manchmal im Fernsehen sah.

Am Rande dieser Wüste, bauten sie auch gleich die neue Maschine auf. Die Solarzellen, stellten sie in die Wüste, wo viel Platz frei war, weil diese – obwohl sie feucht war – offenbar unfruchtbar war.

Finn und Felix bauten eine kleine Hütte für ihr Labor. Obwohl sie die Hütte hatten, schliefen sie immer im Raumschiff. Finn hatte berechnet, dass die Maschine auf diesem Planeten, der mehr als das 48-fache an Antiusium als die Erde hatte, nur ungefähr eine Woche laufen müsste.

Anna fragte schließlich: „Was habt ihr die ganze Zeit auf der Reise gemacht?” „Wir haben geplant, wie wir diesen Planeten besiedeln werden”, antwortete Felix. „Warum wollt ihr das denn machen?”, fragte sie. „Schau doch mal, wie schön es hier ist – keine Umweltverschmutzung, kein Lärm, kein Klimawandel, wir könnten diesen Planeten besielden und dabei die Fehler nicht machen, die auf der Erde gemacht wurden?”, antwortete Finn. „Und wie wollt ihr das machen, wir sind nur zu dritt?”, fragte sie. „An den Bewohnern arbeiten wir noch”, antwortete Finn, „Aber wir haben schon zwei wichtige Grundlagen: Erstens: Ein Baumaterial, dass man mit Hilfe einer Maschine an der ich noch arbeite, fast unbegrenzt aus fast allen Materialien gewinnen kann und das zusätzlich stabiler ist als alles, was wir auf der Erde hatten. Und Zweitens: Die passenden Fähigkeiten, um alles zusammenzubauen. Du kannst uns z. B. zusammen mit Felix, beim Schweißen helfen – euer Feuer ist heiß genug.”

„Vielleicht ist er doch gefährlich”, dachte sie, „wie will er das denn machen – den Planeten besiedeln?”, fragte sie sich, an der Durchführbarkeit des Planes einer Besiedelung zweifelnd. Aber sie wollte wissen, wie Finn sich das vorstellte, den Planeten zu besiedeln, weshalb sie ihm bei der Planung half. Während Anna, Finn und Felix planten und diverse Maschinen bauten, wussten sie nicht, dass Ole ihnen folgte.


Ole machte schließlich – drei Tage vor der Ankunft – eine für ihn sehr wichtige Entdeckung. Er fand heraus, wie man die Fähigkeiten von Finn und Felix blockieren konnte. Das Anna jetzt auch welche hatte, wusste er nicht – aber auch ihre konnten mit dieser Erfindung blockiert werden.

Er baute gleich ein passendes, kleines Gerät. „Jetzt habe ich endlich eine funktionierende Waffe gegen sie”, dachte er erleichtert.

Drei Tage später kam er dann endlich an. Diesmal fand er die Stelle, an der sie gelandet waren, gleich – die Solarzellen waren in der Erdwüste nicht zu übersehen.


„Finn, es ist gleich fertig”, rief Anna in Richtung seines Labors, als der Countdown auf der Zeitmanipulationsmaschine noch drei Minuten anzeigte. Obwohl Finn gerade sein Experiment bereit gemacht hatte – es hatte Tage gedauert, es vorzubereiten – stand er auf und wollte auf den roten Knopf drücken, um die Maschinen für das Experiment abzustellen, traf aber den grünen, der direkt nebendran angebracht war.

Dadurch hatte er, ohne dass er es wusste, sein Experiment gestartet. Dann wollte er sich zu Anna teleportieren, doch aus irgend einem Grunde, klappte es nicht. Er verschwendete keine Zeit und lief einfach. Felix und Anna standen schon vor der Maschine, die jetzt nur noch zweieinhalb Minuten anzeigte.

Sie warteten gespannt. „Bald ist es geschafft”, dachte Anna erleichtert.


Als es schließlich nur noch 30 Sekunden waren, hörten sie ein Geräusch. Ole stand hinter ihnen. Wie schon so oft, richtete er seine Pistole auf sie. Aber Finn konnte ihn dieses Mal nicht wegteleportieren.

„Deine Fähigkeiten funktionieren nicht”, sagte Ole, „Ich habe extra ein Gerät gebaut, um sie zu verhindern.” „Wie denn das?”, fragte Finn. „Ich weiß es auch nicht so genau”, meinte Ole, „Jedenfalls scheint es gut zu funktionieren.”„Jetzt könnt ihr mir endlich nicht mehr in die Quere kommen”, rief Ole. „Oh je, was nun?”, fragte sich Anna verzweifelt.

In diesem Moment, gab es hinter ihm ein seltsames Zischgeräusch. Erschrocken drehte er sich um. Diesen Augenblick nutzte Anna, um ihren Dolch zu werfen. Er wäre weit daneben geflogen, hätte Ole nicht in diesem Moment mit seiner Pistole gefuchtelt und sich umgedreht. Dadurch, flog der Dolch mit seinem Knauf gegen die Pistole, die zu Boden fiel.

Eine Sekunde darauf ertönte ein lautes Piepen: Die Zeitmanipulationsmaschine, hatte ihre Arbeit begonnen und Oles Volk auf einen anderen Planeten gerettet.

„Neein!”, schrie Ole, „Ihr hab sie umgebracht!” „Wen?”, fragte Anna. „Mein Volk – mit meiner Maschine, sollten sie gerettet werden – doch jetzt, wo eure schneller war, sind sie dem Untergang geweiht.”, rief Ole entsetzt.

„Nein”, sagte Anna, „Finn hat daran gedacht und sie auf einen anderen Planeten gerettet – dadurch haben beide Völker überlebt: Die Menschen und deine Freunde” „Was?”, fragte Ole erstaunt, „Ihr wollt sagen, dass ihr gar nicht vor hattet, mein Volk zu vernichten, dann war also die ganze Reise umsonst. Ich hätte euch das auf dem ersten Planeten einfach machen können – mein Volk wäre trotzdem gerettet worden. Und was mache ich jezt?”

„Zu dem Rest deines Volkes fliegen”, schlug Felix vor. „Das geht nicht”, antwortete Ole,

„Als sie mich in die Zukunft schickten, damit ich von dort Waffen hole, oder per Zeitmanipulationsmaschine verhindere, dass sie sterben, haben sie mir gesagt, es gäbe nur eine einzige Möglichkeit: Die Menschen vernichten. Sie würden mich umbringen, denn ich habe meine Aufgabe nicht erfüllt und würde es auch nicht weiter versuchen. Zur Erde kann ich auch nicht, denn ich konnte während der Reise keine Statistik führen – das heißt, ich müsste einen neuen Beruf finden und hätte zusätzlich eine Anklage am Hals, weil ich mehrere Killer beauftragt hatte, euch umzubringen, während ihr bei der Firma wart. Hier kann ich auch nicht bleiben – ich bin von allen gehasst und habe nichts geschafft.”

In diesem Moment, gab es links von Anna ein Geräusch. Ein Tier, welches einem Pony recht ähnlich sah, aber zwei spitze, rote Hörner hatte, stürmte auf Anna zu, die zu erstaunt war, um auszuweichen. Schnell hob Ole seine Pistole wieder auf, aber anstatt auf die nun wehrlose Anna zu schießen, schoss er auf das gehörnte Pony. Es brach kurz bevor es bei Anna ankam zusammen und wurde von einem kleinen Strauch aufgehalten. Dann sackte das offensichtlich tote Tier zu Boden.

„Das war knapp”, sagte Ole, der noch immer seine Pistole in der Hand hatte. Er steckte sie ein. „Hey”, rief Felix, „Du hast nicht auf uns geschossen!” „Warum sollte ich?”, fragte Ole, „Ich bin nicht mehr wütend auf euch – nur noch auf die Anführer meines Volkes. Sie haben mich belogen und mir dadurch alle Chancen, wieder normal bei dem Rest des Volkes zu leben, genommen.”

„Du kannst doch hier bleiben und uns helfen, den Planeten zu besiedeln”, sagte Felix.

„Ihr würdet mich tatsächlich – nach all dem – aufnehmen?”, fragte Ole hoffnungsvoll. „Bestimmt”, antwortete Felix und an die anderen gewandt: „Würden wir doch, oder?” Auch wenn Finn ein bisschen das Gesicht verzog, stimmten er und Anna schließlich zu. „Was das noch geben wird?”, fragte sich Anna, „Vier verschiedene Leute, mehr oder weniger seltsam, die versuchen, einen Planeten zu besiedeln.”

Somit planten sie zu viert weiter, wie der Planet zu besiedeln wäre. Während der Planungen, bei denen Ole und Finn ihr anfängliches Misstrauen bald überwunden hatten, fragte Ole: „Was hat damals eigentlich so gezischt, als ich euch versuchte umzubringen?” Finn antwortete nur: „Eine Überraschung.” Alle wussten, was damit gemeint war, außer Ole, dem es Finn aber noch nicht verriet: „Du wirst es schon noch erfahren.”

Somit arbeiteten sie weiter an den Vorbereitungen für eine permanente Besiedelung. Sie nannten den Planet mittlerweile D5. Der Name war eine Idee von Finn gewesen, warum er den Namen gewählt hatte, wussten sie zwar nicht, da ihnen aber nichts besseres einfiel, ließen sie es dabei.

Ole fiel noch eine weitere, wichtige Frage ein, als sie die Häuser planten: „Wer soll denn in den Häusern wohnen?” „Ich arbeite noch an den Bewohnern”, antwortete Finn, womit aber keiner richtig etwas anfangen konnte. Deshalb arbeiteten sie erstmal weiter.


Die Leute auf dem ersten Planeten, hatten sich dort mittlerweile relativ gut eingelebt und, ohne dass sie es vorher wollten, den Planeten besiedelt. Sie arbeiteten an Fabriken und Labors, in denen sie durch Experimente herausfinden wollten, ob man den Antrieb nicht doch wieder irgendwie in Ordnung bringen konnte. Aber ihre Bemühungen bei diesem Problem blieben umsonst.

Schließlich war das Schiff so verfallen, dass man es praktisch hätte neu bauen müssen.


Die Planungen auf D5 waren beendet. Finn erzählte Ole von der „Überraschung”: „Du hast doch sicher bemerkt, dass Anna seit der Ankunft auf D5 anders aussieht, als vorher. Dies liegt daran, dass sie mittlerweile auch Fähigkeiten, wie Felix und ich, hat. Felix und ich haben ihr unsere Fähigkeiten kopiert, natürlich kann sie nicht alle nutzen, aber immerhin einige wichtige. Diese Fähigkeiten haben vorher schon existiert – eben bei Felix und mir. Mit meinem Experiment, wollte ich Fähigkeiten praktisch erfinden. Sie waren für den ersten Einwohner bestimmt. Aber du hast uns sehr viel geholfen, Ole. Und ich habe letztens meine neue Fähigkeit entdeckt, die es mir ermöglicht, zu erkennen, ob jemand lügt oder betrügt. Weder lügst du, noch betrügst du auf andere Weise, weshalb ich dir vertrauen würde, solltest du dich entscheiden, es zu testen. Es kann dir neue Fähigkeiten geben, aber auch tödlich wirken.”

„Oh, wow. Welche Fähigkeiten hast du denn versucht, herzustellen?”, fragte Ole. „Ich habe versucht, eine Fähigkeit herzustellen, mit der man sich in ein Raumschiff verwandeln kann. Ansonsten habe ich noch versucht, eine Fähigkeit einzubauen, mit der man Laserstrahlen aus Fingern und Ellebogen schießen kann.”, antwortete Finn.

„Es klingt wirklich interessant”, sagte Ole, „Wenn du es wirklich erlaubst, würde ich es gerne ausprobieren.”. „Kein Problem”, antwortete Finn, „Schließlich interessieren vor allem mich auch die Ergebnisse.” Ole redete vorher noch mit Felix, der ihm praktisch das Gleiche erklärte, wie er es Anna erzählt hatte. Als er glaubte, sich „unter Kontrolle” zu haben, trank er die Flüssigkeit. Auch ihm schien es im Nachhinein, als wäre er aufgewacht, ohne vorher eingeschlafen zu sein.

Zu ihm hatte die Kleidung, die er vorher gehabt hatte – einen Chemikalienschutzanzug, der das einzige war, was Ole dabei hatte – offenbar gut gepasst, denn sie hatte sie kaum verändert. Auch bei ihm hatte es funktioniert: Er konnte aus den Fingern Laserstrahlen schießen und sich in ein Raumschiff, mit dem aber nur er selbst fliegen konnte, verwandeln. Zusätzlich war dieses Raumschiff sehr klein im Vergleich zu denen, mit denen sie angekommen waren.

Finn erzählte Ole im Nachhinein, dass er noch ein bisschen mehr, z. B. einen betäubenden Blick, geplant hatte, der aber offenbar nicht auf Ole übertragen worden war. Zusätzlich war Ole überraschender Weise, offenbar sechs Jahre jünger geworden, was sich auch Finn nicht erklären konnte, denn er hatte nichts Derartiges geplant gehabt.


Mit Oles neuen Fähigkeiten konnten sie Hürden, die beim bearbeiten des Baumaterials entstanden wären, ohne Schwierigkeiten nehmen – mit dem Laser konnte Ole alles passgenau schneiden, weshalb sie früher anfingen, die Stadt zu bauen. Ihre Pläne waren gewaltig und die Ausführung dauerte trotz der Fähigkeiten, bei denen vor allem Finn nach und nach noch welche dazulernte, fast fünf D5 Jahre, das waren umgerechnet in Erdjahre, etwas mehr als zehn.

Zum Schluss stellte Finn mit einer seltsamen Maschine, die auch den Basiskomplex nutzte, die ersten Bewohner her. Natürlich waren diese den Menschen sehr ähnlich, sie wollten schließlich nicht zusammen mit Außerirdischen, wohnen, die ihnen völlig fremd waren.

Zuvor hatten sie noch mit Hilfe der Zeitmanipulationsmaschine die Grundfläche der Stadt und einige Gebäude so verändert, dass diese für die Ewigkeit halten würden. Zusätzlich, hatten sie die erneute Erfindung der Maschine, die Fähikeiten verhinderte, auf den Sankt Nimmerleins Tag verlegt, der in der Zeit interessanter Weise tatsächlich existierte.

Sie wurden die Aristrokraten von D5 und sorgten dafür, dass alle die Verfassung einhielten, die sie im Wesentlichen aus dem Grundgesetz, welches Ole zum Glück fast auswendig konnte und einigen eigenen Ideen zusammengesetzt hatten. Diese Verfassung, sah auch vor, dass wenn nur noch einer von ihnen lebte, oder sie alle gestorben wären, D5 automatisch eine Demokratie würde.

Ole bekam die Leitung über das Militär, er war trotz der seltsamen Verjüngung, der erfahrenste von ihnen. Anna wurde zusammen mit Felix zuständig für Innen- und Außenpolitik und Finn wurde zuständig für die Infrastruktur und Notfallpläne, von denen er auf den langen Reisen, schon jede Menge geplant hatte.

Die Stadt bekam, wie Felix am Anfang zum Scherz gesagt hatte, als Finn darauf bestanden hatte, so viele Häuser zu bauen, dass 1000000 D5-Menschen in ihnen wohnen konnten, tatsächlich genau 1000000 Einwohner, deren Zahl sich dank einiger Änderungen, die Finn in die D5-Menschen eingebaut hatte, auch nie zu stark vergrößerte oder verkleinerte und trotzdem dafür sorgte, dass es kaum Gewalt gab und dass die Bewohner viel länger lebten, als normale Menschen.

In der Natur außerhalb der Stadt installierten sie in Abständen von mehreren Kilomenten Messgeräte, mit denen sie die Natur kartographieren, fotographieren und aufzeichnen wollten. Diese Geräte waren kleine Türme, die per Funk und Satellit ausgewertet wurden. Ansonsten ließen sie die Natur völlig unberührt.

Dank der relativ jungen Sonne, würde D5 vermutlich länger existieren, als die Erde. Ole, dem alle mittlerweilen vollkommen vertrauten, forschte mit Finn aber auch schon an einer Möglichkeit, die Sonne „wieder aufzuladen”.


Auf dem ersten Planeten starben die Menschen, die ihn beinahe komplett mit Gängen und Räumen durchbaut hatten, nach 50 Jahren aus, weil es zu wenige Kinder gab und im Kinderreichesten Sektor auch noch ein Atomkraftwerk explodierte – die Regeln waren nach und nach in Vergessenheit geraten, weshalb sie sich teilweise nicht mehr an diese gehalten hatten.


Ole hatte auf der Erde vor seiner Abreise die Pläne für Überlichtgeschwindigkeitsraumschiffe gelöscht, weshalb die Erde erst viele Jahre später wieder einen Versuch unternahm, andere Planeten zu besiedeln.


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